

Begleitet von bundesweiten Warnstreiks und scharfer Kritik von Telekom-Mitarbeitern hat Vorstandschef René Obermann die geplante Auslagerung von 50.000 Mitarbeitern erneut verteidigt. Die Telekom sei in eine wettbewerbliche Schieflage geraten und dringend reformbedürftig, sagte er am Donnerstag vor 8500 Aktionären auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Köln. Die Kosten müssten gesenkt werden. Belegschaftsaktionäre des größten europäischen Telekommunikationsunternehmens unterbrachen Obermann während seines Lageberichtes mehrfach durch ein gellendes Pfeifkonzert und Buhrufe.
Nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di traten am Donnerstag rund 15.000 Telekom-Beschäftigte in Deutschland wegen der geplanten Auslagerung von 50.000 Arbeitsplätzen in den neuen Bereich T-Service in Warnstreiks. Nachdem die Verhandlungen zwischen Telekom und Gewerkschaft über den Stellenumbau in der vergangenen Woche ergebnislos abgebrochen worden waren , droht nun der größte Arbeitskonflikt seit Privatisierung des Unternehmens vor zwölf Jahren. An diesem Freitag soll die Große Tarifkommission die Urabstimmung über Durchführung von Streiks beschließen.
Obermann forderte die Telekom-Mitarbeiter auf, das Angebot der Unternehmensführung nochmals zu prüfen und sich dafür zu entscheiden. Die Telekom will im Zuge der Auslagerung die Gehälter um neun Prozent kürzen und die Arbeitszeiten verlängern. Im Gegenzug sollen der Kündigungsverzicht verlängert und 4000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. "Die Tür für eine Einigung mit ver.di bleibt offen", unterstrich Obermann. Kommt es nicht dazu, müsse sich der Vorstand aber mit der Frage eines Teilverkaufs der neuen Gesellschaften aus einander setzen.
Telekom-Betriebsrätin Kornelia Dubbel forderte das Management auf, die Leistungen der Mitarbeiter anzuerkennen und sie nicht mit den Füßen zu treten. "Gegen die Mitarbeiter kann man kein Unternehmen führen". In den vergangenen Jahren hätten die Beschäftigten der Telekom 18 Neuorganisationen mitgetragen. "Nur ihnen sei zu verdanken, dass die Telekom noch nicht zusammengebrochen ist". Der Vorstand habe nicht einen einzigen Grund genannt, weshalb der Service in der neuen Gesellschaft besser sein soll.
Andere Aktionärsvertreter unterstützten dagegen den von Obermann eingeschlagenen Kurs. Wenn das Unternehmen langfristig Erfolg haben wolle, müsse es auch die Kapitalkosten verdienen, sagte Hans-Richard Schmitz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Obermann habe jetzt den Stier bei den Hörnern gepackt und solle ihn nicht mehr loslassen. Anderenfalls käme die T-Aktie auf keinen grünen Zweig.
Nach weiteren Angaben von Obermann, wird sich der Vorstand am Sparkurs des Unternehmens durch einen Gehaltsverzicht beteiligen. Alle Mitglieder des Führungsgremiums würden ein Monatsgehalt weniger bekommen. Beim Vorstandschef seien es zwei Monatsgehälter, was in etwa 200.000 Euro entspricht. Der Vorstand sei sich der schwierigen Lage in Bezug auf die Mitarbeiter bewusst und wolle seine Solidarität zum Ausdruck bringen, betonte Obermann.
Der Telekom-Chef bekräftigte erneut das vordringliche Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Heimatmarkt deutlich zu verbessern. Deutschland sei nach wie vor der Kernmarkt mit mehr als 50 Prozent Umsatzanteil. Auch künftig werde die Telekom weiter Anschlüsse an die Konkurrenz verlieren. "Um so wichtiger ist für uns deshalb der Erfolg bei DSL", unterstrich der Manager.
Im vergangenen Jahr hatte die Telekom mehr als zwei Millionen Festnetzanschlüsse an die Wettbewerber verloren und war dadurch im Deutschlandgeschäft erheblich unter Druck geraten. Insgesamt erwirtschaftete der "rosa Riese" einen Umsatz von 61 Milliarden Euro und einen Konzernüberschuss von 3,2 Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen unverändert eine Dividende von 0,72 Euro erhalten.
Quelle: IDG Magazine Media GmbH/PC-WELT Online