04.12.2017, 17:15 Uhr:
In Sachen Zugang zum Internet wird Deutschland oftmals als Entwicklungsland bezeichnet. Das gilt sowohl für den unzureichenden Netzausbau im Festnetz, als auch für die Mobilfunkpreise. Wie schlecht man bei letzteren im internationalen Vergleich dasteht, zeigt eine aktuelle Studie
Das finnische Mobilfunk-Beratungsunternehmen Rewheel hat untersucht, wie viel Datenvolumen in einzelnen Ländern der Welt für umgerechnet 30 Euro zu bekommen ist. Dabei wurden enorme Unterschiede festgestellt, wobei Griechenland, Malta und Ungarn den Vogel abschießen und gar kein Volumen zu diesem Preis bieten. Selbst im Hochtechnologie-Land Südkorea, immerhin der Heimat von Samsung als weltweite Nummer 1 auf dem Mobilfunkmarkt, müssen die Nutzer mit einem Gigabyte (GB) zufrieden sein. In Japan und den USA werden für den Betrag im Durchschnitt 6 beziehungsweise 10 GB angeboten. Im Vergleich dazu klingen die durchschnittlichen 15 GB in Deutschland fast schon paradiesisch. Doch die Begeisterung ist definitiv fehl am Platz, wenn man auf die enthaltenen Datenmengen in anderen Staaten schaut.
Bei den Nachbarn in Österreich gibt es für das gleiche Geld nämlich schon die doppelte Datenmenge. In Italien werden sogar 45 GB angeboten. In Frankreich, Großbritannien und Schweden darf man sich sogar über 100 GB freuen. Noch besser sieht es in Ländern wie Dänemark, Finnland, den Niederlanden und der Schweiz aus, denn dort ist eine Flatrate wirklich eine Flatrate. Mit anderen Worten: in diesen Ländern ist das Datenvolumen unbegrenzt, wie es hierzulande in der Regel bei DSL der Fall ist. Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass Deutschland (blauer Kreis) im internationalen Vergleich ziemlich weit hinten landet.
Bei der umgekehrten Suche, nämlich dem Preis pro GB (bei gleichzeitig enthaltenen 1.000 Gesprächsminuten oder mehr, sowie einer Download-Geschwindigkeit von mindestens 3 Mbit/s) sieht es sogar noch schlechter aus. Im Durchschnitt aller 35 OECD-Staaten werden dafür 3,30 Euro fällig, innerhalb der 28 Länder der EU sogar nur 2,40 Euro. In Deutschland hingegen werden für diesen Leistungsumfang durchschnittlich 5 Euro fällig. Die Studie nimmt Deutschland daher in die Liste der Länder auf, in denen "exorbitant" hohe Preise pro Gigabyte gezahlt werden müssen. Nochmal zum Vergleich: in Frankreich ist das Paket bereits für 0,80 Cent zu bekommen, in Finnland werden gerade einmal 30 Cent fällig.
Die Gründe für die hohen Preise in Deutschland sind vielfältig. Der wohl wichtigste ist schlicht der fehlende Wettbewerb, denn gerade einmal drei große Konzerne teilen sich den Markt auf. Daher können Deutsche Telekom, Telefónica (O2) und Vodafone die Preise quasi nach Belieben festsetzen, denn echte Konkurrenz haben sie nicht zu befürchten. Daran ändern auch vermeintliche Mitbewerber wie Provider und Discounter nichts, denn sie kaufen ihre Kontingente ebenfalls bei den genannten Unternehmen, in deren Netz dann telefoniert und gesurft wird. Die Telekom hat der Tagesschau aber noch andere Gründe genannt, denn laut ihren Aussagen sind die Unterschiede auch abhängig von der Landesgröße und topografischen Gegebenheiten, was aber im Vergleich mit anderen Ländern nur schwer zu halten ist. Zudem werden hohe Gebühren für die Mobilfunklizenzen angeführt. Wobei wieder einmal die UMTS-Versteigerungen als Beispiel herhalten müssen - diese fanden allerdings in den Jahren 2000 und 2010 statt und sollten längst wieder eingespielt und auch abgeschrieben sein.
Die komplette Studie, in der auch Vergleiche zu reinen Datentarifen zu finden sind (bei denen Deutschland noch schlechter abschneidet!) kann hier als PDF-Dokument heruntergeladen werden.
Update, 18.12.2017, 11:03 Uhr: Inzwischen liegen weitere Aussagen der Mobilfunkbetreiber vor. Und diese fallen ähnlich nichtssagend aus, wie bei der Telekom. Auf Anfrage des Stern, warum beispielsweise im vergleichbar großen Finnland für unter 30 Euro eine echte Flatrate angeboten wird, während hierzulande deutlich mehr für ein wesentlich schlechteres Angebot gezahlt werden muss, antwortet Vodafone: "Mit unserem Tarifportfolio decken wir weitestgehend alle Nutzungsszenarien ab", deshalb bleibe man "für weite Bevölkerungskreise erschwinglich". O2 hingegen verweist auf das deutlich höhere Inklusivvolumen im Vergleich zu den Mitbewerbern, ignoriert dabei aber ebenfalls, dass in vielen anderen Ländern deutlich bessere Tarife angeboten werden.
Ein weiterer, im obigen Text bislang nicht erwähnter Kritikpunkt, ist die Drosselung nach dem Aufbrauchen des Volumens. Bei Telekom und Vodafone kann dann nämlich nur noch mit völlig unbrauchbaren 32 Kbit/s gesurft werden, bei O2 mit immerhin etwas besseren 1 Mit/s. Hier verweisen alle Anbieter auf automatisch oder manuell buchbare Zusatzpakete hin - für die natürlich weitere Kosten entstehen. Die Gesamtlage führt dann auch dazu, dass in Deutschland sehr wenig mobil gesurft wird. Laut Vodafone sind es bei den eigenen Kunden im Schnitt 1 GB im Monat, bei O2 mit mehr Volumen sind es 4 GB. Zum Vergleich: in Finnland sind es 16 GB, die jeder Nutzer im Durchschnitt unterwegs an Daten zieht.
Meinung des Autors: So mancher wird bei einem Urlaub im Ausland schon Tränen in den Augen gehabt haben. Und das nicht wegen der Schönheiten des jeweiligen Landes, sondern beim Blick auf die dortigen Mobilfunktarife. Denn vielerorts ist mobiles Surfen entweder deutlich günstiger, oder man bekommt für ähnliche Preise deutlich mehr Datenvolumen. Hier hat Deutschland leider sehr viel Luft nach oben, doch Besserung ist nicht in Sicht.
In Sachen Zugang zum Internet wird Deutschland oftmals als Entwicklungsland bezeichnet. Das gilt sowohl für den unzureichenden Netzausbau im Festnetz, als auch für die Mobilfunkpreise. Wie schlecht man bei letzteren im internationalen Vergleich dasteht, zeigt eine aktuelle Studie
Das finnische Mobilfunk-Beratungsunternehmen Rewheel hat untersucht, wie viel Datenvolumen in einzelnen Ländern der Welt für umgerechnet 30 Euro zu bekommen ist. Dabei wurden enorme Unterschiede festgestellt, wobei Griechenland, Malta und Ungarn den Vogel abschießen und gar kein Volumen zu diesem Preis bieten. Selbst im Hochtechnologie-Land Südkorea, immerhin der Heimat von Samsung als weltweite Nummer 1 auf dem Mobilfunkmarkt, müssen die Nutzer mit einem Gigabyte (GB) zufrieden sein. In Japan und den USA werden für den Betrag im Durchschnitt 6 beziehungsweise 10 GB angeboten. Im Vergleich dazu klingen die durchschnittlichen 15 GB in Deutschland fast schon paradiesisch. Doch die Begeisterung ist definitiv fehl am Platz, wenn man auf die enthaltenen Datenmengen in anderen Staaten schaut.
Bei den Nachbarn in Österreich gibt es für das gleiche Geld nämlich schon die doppelte Datenmenge. In Italien werden sogar 45 GB angeboten. In Frankreich, Großbritannien und Schweden darf man sich sogar über 100 GB freuen. Noch besser sieht es in Ländern wie Dänemark, Finnland, den Niederlanden und der Schweiz aus, denn dort ist eine Flatrate wirklich eine Flatrate. Mit anderen Worten: in diesen Ländern ist das Datenvolumen unbegrenzt, wie es hierzulande in der Regel bei DSL der Fall ist. Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass Deutschland (blauer Kreis) im internationalen Vergleich ziemlich weit hinten landet.

Bei der umgekehrten Suche, nämlich dem Preis pro GB (bei gleichzeitig enthaltenen 1.000 Gesprächsminuten oder mehr, sowie einer Download-Geschwindigkeit von mindestens 3 Mbit/s) sieht es sogar noch schlechter aus. Im Durchschnitt aller 35 OECD-Staaten werden dafür 3,30 Euro fällig, innerhalb der 28 Länder der EU sogar nur 2,40 Euro. In Deutschland hingegen werden für diesen Leistungsumfang durchschnittlich 5 Euro fällig. Die Studie nimmt Deutschland daher in die Liste der Länder auf, in denen "exorbitant" hohe Preise pro Gigabyte gezahlt werden müssen. Nochmal zum Vergleich: in Frankreich ist das Paket bereits für 0,80 Cent zu bekommen, in Finnland werden gerade einmal 30 Cent fällig.

Die Gründe für die hohen Preise in Deutschland sind vielfältig. Der wohl wichtigste ist schlicht der fehlende Wettbewerb, denn gerade einmal drei große Konzerne teilen sich den Markt auf. Daher können Deutsche Telekom, Telefónica (O2) und Vodafone die Preise quasi nach Belieben festsetzen, denn echte Konkurrenz haben sie nicht zu befürchten. Daran ändern auch vermeintliche Mitbewerber wie Provider und Discounter nichts, denn sie kaufen ihre Kontingente ebenfalls bei den genannten Unternehmen, in deren Netz dann telefoniert und gesurft wird. Die Telekom hat der Tagesschau aber noch andere Gründe genannt, denn laut ihren Aussagen sind die Unterschiede auch abhängig von der Landesgröße und topografischen Gegebenheiten, was aber im Vergleich mit anderen Ländern nur schwer zu halten ist. Zudem werden hohe Gebühren für die Mobilfunklizenzen angeführt. Wobei wieder einmal die UMTS-Versteigerungen als Beispiel herhalten müssen - diese fanden allerdings in den Jahren 2000 und 2010 statt und sollten längst wieder eingespielt und auch abgeschrieben sein.
Die komplette Studie, in der auch Vergleiche zu reinen Datentarifen zu finden sind (bei denen Deutschland noch schlechter abschneidet!) kann hier als PDF-Dokument heruntergeladen werden.
Update, 18.12.2017, 11:03 Uhr: Inzwischen liegen weitere Aussagen der Mobilfunkbetreiber vor. Und diese fallen ähnlich nichtssagend aus, wie bei der Telekom. Auf Anfrage des Stern, warum beispielsweise im vergleichbar großen Finnland für unter 30 Euro eine echte Flatrate angeboten wird, während hierzulande deutlich mehr für ein wesentlich schlechteres Angebot gezahlt werden muss, antwortet Vodafone: "Mit unserem Tarifportfolio decken wir weitestgehend alle Nutzungsszenarien ab", deshalb bleibe man "für weite Bevölkerungskreise erschwinglich". O2 hingegen verweist auf das deutlich höhere Inklusivvolumen im Vergleich zu den Mitbewerbern, ignoriert dabei aber ebenfalls, dass in vielen anderen Ländern deutlich bessere Tarife angeboten werden.
Ein weiterer, im obigen Text bislang nicht erwähnter Kritikpunkt, ist die Drosselung nach dem Aufbrauchen des Volumens. Bei Telekom und Vodafone kann dann nämlich nur noch mit völlig unbrauchbaren 32 Kbit/s gesurft werden, bei O2 mit immerhin etwas besseren 1 Mit/s. Hier verweisen alle Anbieter auf automatisch oder manuell buchbare Zusatzpakete hin - für die natürlich weitere Kosten entstehen. Die Gesamtlage führt dann auch dazu, dass in Deutschland sehr wenig mobil gesurft wird. Laut Vodafone sind es bei den eigenen Kunden im Schnitt 1 GB im Monat, bei O2 mit mehr Volumen sind es 4 GB. Zum Vergleich: in Finnland sind es 16 GB, die jeder Nutzer im Durchschnitt unterwegs an Daten zieht.
(Bildquelle: Stiftung Warentest; Rewheel)
Meinung des Autors: So mancher wird bei einem Urlaub im Ausland schon Tränen in den Augen gehabt haben. Und das nicht wegen der Schönheiten des jeweiligen Landes, sondern beim Blick auf die dortigen Mobilfunktarife. Denn vielerorts ist mobiles Surfen entweder deutlich günstiger, oder man bekommt für ähnliche Preise deutlich mehr Datenvolumen. Hier hat Deutschland leider sehr viel Luft nach oben, doch Besserung ist nicht in Sicht.