03.09.2013, 09:39 Uhr:
Böse Zungen haben immer schon behauptet, dass der ehemalige Microsoft-Manager Stephen Elop nur deshalb Chef von Nokia geworden ist, um die Übernahme des finnischen Mobilfunkherstellers durch seinen früheren Arbeitgeber in die Wege zu leiten. Nun wurde dieser Schritt vollzogen, was letztlich auch nicht verwunderlich ist. Immerhin hatte Microsoft einen entsprechenden Schritt bereits zwischen den Zeilen angedeutet
Wie beide Unternehmen heute übereinstimmend erklärten, wird Microsoft das Geräte-und Dienstleistungsgeschäft von Nokia übernehmen. Zu dem Paket gehören auch sämtliche Nokia-Lizenzen und der Nokia Kartendienst Here. Die Übernahme hat ein Volumen von 5,44 Milliarden Euro in bar. Davon entfallen 3,79 Milliarden auf den reinen Endgerätebereich, weitere 1,65 Milliarden sind fällig, um die Patente und Namen von Nokia in Lizenz nutzen zu dürfen. Der Deal beinhaltet auch die Namen Lumia und Asha. Im Rahmen der Übernahme wechseln 32.000 Angestellte von Nokia zu Microsoft, darunter 4.700 Mitarbeiter aus Finnland und 18.300 Angestellte, die in der Fertigung, Montage und Verpackung der Produkte arbeiten.
Der scheidende CEO von Microsoft sieht für beide Unternehmen große Chancen: ""Es ist ein mutiger Schritt in die Zukunft - eine Win-Win für Mitarbeiter, Aktionäre und Kunden beider Unternehmen.". Ballmer sagte, dass die Vereinigung beide Unternehmen nach vorne bringen werde, gerade im Hinblick auf Microsofts künftige Ausrichtung auf Geräte und Dienstleistungen. Auch Stephen Elop zeigte sich begeistert von der Übernahme: "Aufbauend auf unserer erfolgreichen Partnerschaft, können wir jetzt das Beste von Microsofts Software-Engineering mit dem besten von Nokias Produkt-Engineering, preisgekrönten Design sowie dem weltweiten Vertrieb, dem Marketing und der Fertigung vereinen".
Die Übernahme war schon seit längerem als mögliche Option von Microsoft gehandelt worden, um sich von der Abhängigkeit vom Software-Geschäft zu lösen. Wir berichteten erstmals im November letzten Jahres von einer solchen Möglichkeit, als Microsoft als möglicher Käufer von Dell gehandelt wurde. Im Juni dieses Jahres hatte es angeblich bereits Verhandlungen zur Übernahme gegeben, die aber letztlich gescheitert sind, da man sich über den Preis nicht einigen konnte. Angeblich sollten die Verhandlungen auch nicht wieder aufgenommen werden, doch jetzt wurde der Kauf dann doch noch über die Bühne gebracht. Allerdings müssen die Aktionäre und die Wettbewerbshüter der Vereinbarung noch zustimmen. Sofern das geschieht, könnte der Handel im Frühhjar 2014 abgeschlossen sein.
Der Handel wirft natürlich einige Fragen auf. Allen voran diejenige, ob Steve Ballmers angekündigter Rücktritt nicht doch "freiwilliger" war, als vielfach vermutet wurde. Immerhin lag es wohl an seinem Veto, dass der Kauf nicht bereits im Juni zustande kam. Möglicherweise konnte der Handel aber auch erst jetzt eingetütet werden, weil Ballmer seinen Rückzug erklärt hat und dem Deal nicht länger im Weg stand. Die nächste große Frage dürfte jetzt sein, was aus Windows Phone werden wird. Bereits jetzt hat Nokia bei diesem Betriebssystem einen Marktanteil von über 80 Prozent, weshalb teilweise schon vermutet wurde, dass diverse Konkurrenten von diesem System verabschieden könnten. Die jetzige Übernahme könnte solche Entscheidungen beflügeln, wenn die Mitbewerber keinen Spielraum mehr für eigene Entwicklungen und Einflüsse bei Windows Phone sehen.
Die wohl spannendste Frage dürfte kurzfristig aber wohl die nach dem Nachfolger von Steve Ballmer werden. Schon vor der Rücktrittsankündigung Ballmers war Stephen Elop als möglicher Kronprinz gehandelt worden, zuletzt wurde er durchaus als möglicher Kandidat gesehen. Englische Buchmacher haben jedenfalls keine wirklich hohen Quoten für den aktuellen Nokia-Chef geboten. Und in der offiziellen Presseerklärung zum Rücktritt hatte Microsoft explizit darauf hingewiesen, dass ein Nachfolger durchaus auch von außerhalb des Unternehmens kommen könnte. Diese etwas ungewöhnliche Ankündigung kann rückwirkend natürlich auf die bereits getroffene Entscheidung zu Gunsten Elops gedeutet werden.
Abzuwarten bleibt natürlich auch, ob Microsoft noch weitere Einkäufe tätigen wird. Ein Einstieg in das Geschäft mit PCs, Laptops und Tablets würde das Portfolio abrunden. Noch sind alle Verhandlungen um den Verkauf von Dell an andere Unternehmen als Microsoft gescheitert oder noch nicht abgeschlossen. Durch diese oder eine andere Übernahme auf diesem Gebiet könnte Microsoft die komplette Hardware anbieten, die zum eigenen Software-Programm passt. Wenn sich das Redmonder Unternehmen wirklich konsequent auf Geräte- und Dienstleistungen ausrichten will, erscheint eine weitere Übernahme im genannten Sektor eigentlich zwingend. Möglicherweise hat Microsoft heute einen wirklich großen Schritt in Richtung Neuausrichtung getan.
Update, 03.09.2013, 13:50 Uhr: Wie mittlerweile bekannt geworden ist, wird Nokia-Chef Stephen Elop seine derzeitige Funktion bei Nokia niederlegen und die neue Mobilfunksparte bei Microsoft leiten. Weitere Führungskräfte werden ebenfalls zu Microsoft wechseln. An der Börse wurde der Verkauf bereits positiv aufgenommen. Der Aktienkurs von Nokia legt direkt zu Börsenbeginn um über 40 Prozent zu und erreichte den höchsten Stand seit fast 18 Monaten. Die Anleger scheinen den Kauf durch Microsoft erst einmal als Chance für die Finnen zu sehen.
Böse Zungen haben immer schon behauptet, dass der ehemalige Microsoft-Manager Stephen Elop nur deshalb Chef von Nokia geworden ist, um die Übernahme des finnischen Mobilfunkherstellers durch seinen früheren Arbeitgeber in die Wege zu leiten. Nun wurde dieser Schritt vollzogen, was letztlich auch nicht verwunderlich ist. Immerhin hatte Microsoft einen entsprechenden Schritt bereits zwischen den Zeilen angedeutet
Wie beide Unternehmen heute übereinstimmend erklärten, wird Microsoft das Geräte-und Dienstleistungsgeschäft von Nokia übernehmen. Zu dem Paket gehören auch sämtliche Nokia-Lizenzen und der Nokia Kartendienst Here. Die Übernahme hat ein Volumen von 5,44 Milliarden Euro in bar. Davon entfallen 3,79 Milliarden auf den reinen Endgerätebereich, weitere 1,65 Milliarden sind fällig, um die Patente und Namen von Nokia in Lizenz nutzen zu dürfen. Der Deal beinhaltet auch die Namen Lumia und Asha. Im Rahmen der Übernahme wechseln 32.000 Angestellte von Nokia zu Microsoft, darunter 4.700 Mitarbeiter aus Finnland und 18.300 Angestellte, die in der Fertigung, Montage und Verpackung der Produkte arbeiten.
Der scheidende CEO von Microsoft sieht für beide Unternehmen große Chancen: ""Es ist ein mutiger Schritt in die Zukunft - eine Win-Win für Mitarbeiter, Aktionäre und Kunden beider Unternehmen.". Ballmer sagte, dass die Vereinigung beide Unternehmen nach vorne bringen werde, gerade im Hinblick auf Microsofts künftige Ausrichtung auf Geräte und Dienstleistungen. Auch Stephen Elop zeigte sich begeistert von der Übernahme: "Aufbauend auf unserer erfolgreichen Partnerschaft, können wir jetzt das Beste von Microsofts Software-Engineering mit dem besten von Nokias Produkt-Engineering, preisgekrönten Design sowie dem weltweiten Vertrieb, dem Marketing und der Fertigung vereinen".
Die Übernahme war schon seit längerem als mögliche Option von Microsoft gehandelt worden, um sich von der Abhängigkeit vom Software-Geschäft zu lösen. Wir berichteten erstmals im November letzten Jahres von einer solchen Möglichkeit, als Microsoft als möglicher Käufer von Dell gehandelt wurde. Im Juni dieses Jahres hatte es angeblich bereits Verhandlungen zur Übernahme gegeben, die aber letztlich gescheitert sind, da man sich über den Preis nicht einigen konnte. Angeblich sollten die Verhandlungen auch nicht wieder aufgenommen werden, doch jetzt wurde der Kauf dann doch noch über die Bühne gebracht. Allerdings müssen die Aktionäre und die Wettbewerbshüter der Vereinbarung noch zustimmen. Sofern das geschieht, könnte der Handel im Frühhjar 2014 abgeschlossen sein.
Der Handel wirft natürlich einige Fragen auf. Allen voran diejenige, ob Steve Ballmers angekündigter Rücktritt nicht doch "freiwilliger" war, als vielfach vermutet wurde. Immerhin lag es wohl an seinem Veto, dass der Kauf nicht bereits im Juni zustande kam. Möglicherweise konnte der Handel aber auch erst jetzt eingetütet werden, weil Ballmer seinen Rückzug erklärt hat und dem Deal nicht länger im Weg stand. Die nächste große Frage dürfte jetzt sein, was aus Windows Phone werden wird. Bereits jetzt hat Nokia bei diesem Betriebssystem einen Marktanteil von über 80 Prozent, weshalb teilweise schon vermutet wurde, dass diverse Konkurrenten von diesem System verabschieden könnten. Die jetzige Übernahme könnte solche Entscheidungen beflügeln, wenn die Mitbewerber keinen Spielraum mehr für eigene Entwicklungen und Einflüsse bei Windows Phone sehen.
Die wohl spannendste Frage dürfte kurzfristig aber wohl die nach dem Nachfolger von Steve Ballmer werden. Schon vor der Rücktrittsankündigung Ballmers war Stephen Elop als möglicher Kronprinz gehandelt worden, zuletzt wurde er durchaus als möglicher Kandidat gesehen. Englische Buchmacher haben jedenfalls keine wirklich hohen Quoten für den aktuellen Nokia-Chef geboten. Und in der offiziellen Presseerklärung zum Rücktritt hatte Microsoft explizit darauf hingewiesen, dass ein Nachfolger durchaus auch von außerhalb des Unternehmens kommen könnte. Diese etwas ungewöhnliche Ankündigung kann rückwirkend natürlich auf die bereits getroffene Entscheidung zu Gunsten Elops gedeutet werden.
Abzuwarten bleibt natürlich auch, ob Microsoft noch weitere Einkäufe tätigen wird. Ein Einstieg in das Geschäft mit PCs, Laptops und Tablets würde das Portfolio abrunden. Noch sind alle Verhandlungen um den Verkauf von Dell an andere Unternehmen als Microsoft gescheitert oder noch nicht abgeschlossen. Durch diese oder eine andere Übernahme auf diesem Gebiet könnte Microsoft die komplette Hardware anbieten, die zum eigenen Software-Programm passt. Wenn sich das Redmonder Unternehmen wirklich konsequent auf Geräte- und Dienstleistungen ausrichten will, erscheint eine weitere Übernahme im genannten Sektor eigentlich zwingend. Möglicherweise hat Microsoft heute einen wirklich großen Schritt in Richtung Neuausrichtung getan.
Update, 03.09.2013, 13:50 Uhr: Wie mittlerweile bekannt geworden ist, wird Nokia-Chef Stephen Elop seine derzeitige Funktion bei Nokia niederlegen und die neue Mobilfunksparte bei Microsoft leiten. Weitere Führungskräfte werden ebenfalls zu Microsoft wechseln. An der Börse wurde der Verkauf bereits positiv aufgenommen. Der Aktienkurs von Nokia legt direkt zu Börsenbeginn um über 40 Prozent zu und erreichte den höchsten Stand seit fast 18 Monaten. Die Anleger scheinen den Kauf durch Microsoft erst einmal als Chance für die Finnen zu sehen.
Bildquelle: manager-magazin