ADSL 2+ treibt Internetzugänge zu neuen Höchstgeschwindigkeiten: Bis zu 20 MBit/s im Downstream und 1 MBit/s im Upstream sind jetzt realisierbar. ZDNet gibt einen Überblick über Anbieter, Preise und die eingesetzte Technik.
Von Joachim Kaufmann, 5. Juli 2006
DSL hat das Gesicht des Internets verändert: Der anfangs 768 KBit/s schnelle Standardzugang war im Vergleich zu Modems (56 KBit/s) und ISDN (64 KBit/s) ein Quantensprung. Neben einer wesentlich höheren Datenübertragunsrate bot die Technologie - zumindest hier in Deutschland - erstmals auch die Möglichkeit, ohne tickenden Gebührenzähler zu surfen.
Die Folge waren neben aufwändiger gestalteten Websites mit den nicht von allen befürworteten Flash-Animationen vor allem der zunehmende Einsatz von Streaming-Video und erste Versuche mit Video on Demand. Mit 6 MBit/s scheint die herkömmliche DSL-Technik aber nun das Ende der Fahnenstange erreicht zu haben. ADSL 2+ steht bereits als Nachfolger vor der Tür.
Die Einführung der neuen Technik geht einher mit der sprunghaft gestiegenen Bedeutung des Internets. Dieses hat sich von der reinen Informations- zu Anwendungsplattform gemausert, die dem heute bekannten Desktop-Rechner den Rang ablaufen könnte. ZDNet wirft einen Blick auf die Technik und zeigt, welche Geschwindigkeiten möglich sind und welche Provider bereits Angebote haben.
Die Technik im Detail
Schon der Name ADSL 2+ (ITU G.992.5) macht deutlich, dass es sich nicht um eine völlige Neuentwicklung handelt, sondern lediglich um eine Fortführung der bisherigen ADSL-Technik. Ziel war es, die Geschwindigkeit der Datenübertragung zwischen Endkunde und dem in der Vermittlungsstelle untergebrachten DSLAM (Digital Subscriber Line Access Multiplexer) zu steigern.
Um höhere Datenraten zu realisieren, wurde die Bandbreite im Kabel deutlich erhöht: Nutzte ADSL für den Downstream noch den Bereich von 275 bis 1104 KHz, werden bei ADSL 2+ schon bis zu 2200 KHz in Anspruch genommen. Für eine funktionierende ADSL-2+-Infrastruktur müssen beide Endpunkte - das Modem im Haushalt und der DSLAM - mit dem Standard umgehen können. Letztere wurden dazu hardwareseitig mit neuen Linecards aufgerüstet, beim DSL-Modem ist es meist mit einem Firmware-Upgrade getan.
Zwischen ADSL und ADSL 2+ gibt es einige Gemeinsamkeiten: So sind Down- und Upstream weiterhin asymmetrisch, und die Dienste laufen in einem Frequenzband der Kupfer-Doppelader, das den Betrieb der analogen und digitalen Telefondienste nicht beeinträchtigt.
So schnell ist ADSL 2+
Während die maximale Downstream-Geschwindigkeit von ADSL bei theoretischen 8 MBit/s liegt, ist für ADSL 2+ das Ende der Fahnenstange erst bei 25 MBit/s erreicht. Die meisten der angebotenen Zugänge sind derzeit 16 MBit/s schnell, einige wenige 20 MBit/s.
Pro Sekunde kann man also 2 beziehungsweise 2,5 MByte Daten herunterladen: 1 GByte ist in weniger als zehn Minuten auf der Festplatte. Freilich wird die maximale Downstreamgeschwindigkeit in der Praxis aufgrund äußerer Einflussfaktoren nicht erreicht, bis zu 90 Prozent sind aber durchaus realistisch.
Während bei ADSL-2+-Zugängen häufig die hohen Downstream-Datenraten beworben werden, findet sich ein mindestens ebenso wichtiges Kriterium meist im Kleingedruckten: der Upstream. Dieser erreicht mit bis zu 1 MBit/s Dimensionen, die man bisher nur von teueren SDSL-Lösungen kennt. Immerhin war beim leistungsfähigsten ADSL-Zugang bei rund 0,5 MBit/s Schluss.
Nicht alle Anwendungen profitieren gleichermaßen
Zwar liefert ADSL 2+ auf dem Papier deutlich bessere Werte als die Vorgängertechnik, doch längst nicht alle Internetanwendungen profitieren davon. Bei manchen bedarf es auch einiger Tricks, um das Potential auszuschöpfen.
Das Surfen im Internet wird mit ADSL 2+ nicht merklich schneller. Zwar wandern die Daten in kürzerer Zeit zum Rechner, das Renderung der Website durch den Browser bleibt aber der Flaschenhals. Schon der Wechsel von 1 auf 6 MBit/s bringt keinen spürbar schnelleren Seitenaufbau.
Gleiches gilt auch für das Telefonieren übers Internet: Da ein Gespräch in beide Richtingen nur rund 80 KBit/s benötigt und diese bereits vom 1-MBit-Anschluss bereitgestellt werden, ist hier keine Verbesserung der Qualität zu erwarten. Auch wenn mehrere Anwender gleichzeitig telefonieren wollen, dürfte für einen normalen Haushalt der Upstream des 6-MBit-Zugangs locker ausreichen.
ADSL 2+ kann seine Vorteile immer dann ausspielen, wenn große Datenmengen in einem Stück bewegt werden müssen. Allerdings gibt es hier oftmals Hürden, die den Highspeed-Zugang ausbremsen: So begrenzen die Anbieter von Downloads häufig die Bandbreite pro Nutzer, um die zur Verfügung stehenden Ressourcen besser zu verteilen. Auch eine Überlastung kann der Grund für spärliche Datenraten sein.
Abhilfe schaffen hier Download-Manager, die eine große Datei in mehrere Teilsegmente aufteilen und diese parallel herunterladen. Zudem bieten sie die Möglichkeit, den Download nach einem Abbruch oder einer gewünschten Unterbrechung wieder aufzunehmen. ZDNet hat mehrere dieser Programme unter die Lupe genommen und für den Download zusammengestellt.
Zwar eröffnet ADSL 2+ theoretisch auch die Tür zum Streaming in HDTV-Qualität, in der Praxis ist davon allerdings bislang wenig zu sehen. Die meisten Anbieter wie Nachrichtenwebsite beschränken sich hier auf magere 300 KBit/s. Dies ist auf den enormen Bandbreitenbedarf von 8 bis 10 MBit/s zurückzuführen, den hochauslösende Bilder zur Folge haben. Wann sie in diesem Bereich etwas ändert, steht noch in den Sternen.
Ausblick
Der Umstieg auf ADSL 2+ bringt deutlich mehr Geschwindigkeit. Der höhere Downstream kommt allerdings vorwiegend bei größeren Downloads wirklich zum Tragen. Für viele Anwender dürfte jedoch der schnellere Upstream von bis zu 1 MBit/s genauso wichtig sein. Auf diese Weise lässt sich die Übertragung von Bildern oder sogar Videos auf Sharing-Websites wie Webshots.com oder Youtube deutlich verkürzen.
Zwar ist der Rollout von ADSL 2+ derzeit in vollem Gange, und es sind noch nicht alle DSL-Gebiete versorgt, der Nachfolger steht aber schon in den Startlöchern: Die Deutsche Telekom arbeitet bereits am Aufbau von VDSL, dessen Markteinführung im August erfolgen soll. Aufgrund der umfangreichen technischen Änderungen am Leitungsnetz muss das Unternehmen drei Milliarden Euro investieren.
Erstmals soll mit VDSL auch Fernsehen über das Internet (IPTV) eingeführt werden. Die Telekom hat sich dafür schon einmal die Rechte an der Bundesliga gesichert. Allerdings wird VDSL zunächst nur für Anwender in zehn Großstädten zur Verfügung stehen. Für viele dürfte ADSL 2+ bis auf weiteres der einzige Weg zu höheren Geschwindigkeiten sein.
Quelle: CNET Networks Deutschland GmbH/ZDNet.de und CNET.de
Von Joachim Kaufmann, 5. Juli 2006
DSL hat das Gesicht des Internets verändert: Der anfangs 768 KBit/s schnelle Standardzugang war im Vergleich zu Modems (56 KBit/s) und ISDN (64 KBit/s) ein Quantensprung. Neben einer wesentlich höheren Datenübertragunsrate bot die Technologie - zumindest hier in Deutschland - erstmals auch die Möglichkeit, ohne tickenden Gebührenzähler zu surfen.
Die Folge waren neben aufwändiger gestalteten Websites mit den nicht von allen befürworteten Flash-Animationen vor allem der zunehmende Einsatz von Streaming-Video und erste Versuche mit Video on Demand. Mit 6 MBit/s scheint die herkömmliche DSL-Technik aber nun das Ende der Fahnenstange erreicht zu haben. ADSL 2+ steht bereits als Nachfolger vor der Tür.
Die Einführung der neuen Technik geht einher mit der sprunghaft gestiegenen Bedeutung des Internets. Dieses hat sich von der reinen Informations- zu Anwendungsplattform gemausert, die dem heute bekannten Desktop-Rechner den Rang ablaufen könnte. ZDNet wirft einen Blick auf die Technik und zeigt, welche Geschwindigkeiten möglich sind und welche Provider bereits Angebote haben.
Die Technik im Detail
Schon der Name ADSL 2+ (ITU G.992.5) macht deutlich, dass es sich nicht um eine völlige Neuentwicklung handelt, sondern lediglich um eine Fortführung der bisherigen ADSL-Technik. Ziel war es, die Geschwindigkeit der Datenübertragung zwischen Endkunde und dem in der Vermittlungsstelle untergebrachten DSLAM (Digital Subscriber Line Access Multiplexer) zu steigern.
Um höhere Datenraten zu realisieren, wurde die Bandbreite im Kabel deutlich erhöht: Nutzte ADSL für den Downstream noch den Bereich von 275 bis 1104 KHz, werden bei ADSL 2+ schon bis zu 2200 KHz in Anspruch genommen. Für eine funktionierende ADSL-2+-Infrastruktur müssen beide Endpunkte - das Modem im Haushalt und der DSLAM - mit dem Standard umgehen können. Letztere wurden dazu hardwareseitig mit neuen Linecards aufgerüstet, beim DSL-Modem ist es meist mit einem Firmware-Upgrade getan.
Zwischen ADSL und ADSL 2+ gibt es einige Gemeinsamkeiten: So sind Down- und Upstream weiterhin asymmetrisch, und die Dienste laufen in einem Frequenzband der Kupfer-Doppelader, das den Betrieb der analogen und digitalen Telefondienste nicht beeinträchtigt.
So schnell ist ADSL 2+
Während die maximale Downstream-Geschwindigkeit von ADSL bei theoretischen 8 MBit/s liegt, ist für ADSL 2+ das Ende der Fahnenstange erst bei 25 MBit/s erreicht. Die meisten der angebotenen Zugänge sind derzeit 16 MBit/s schnell, einige wenige 20 MBit/s.
Pro Sekunde kann man also 2 beziehungsweise 2,5 MByte Daten herunterladen: 1 GByte ist in weniger als zehn Minuten auf der Festplatte. Freilich wird die maximale Downstreamgeschwindigkeit in der Praxis aufgrund äußerer Einflussfaktoren nicht erreicht, bis zu 90 Prozent sind aber durchaus realistisch.
Während bei ADSL-2+-Zugängen häufig die hohen Downstream-Datenraten beworben werden, findet sich ein mindestens ebenso wichtiges Kriterium meist im Kleingedruckten: der Upstream. Dieser erreicht mit bis zu 1 MBit/s Dimensionen, die man bisher nur von teueren SDSL-Lösungen kennt. Immerhin war beim leistungsfähigsten ADSL-Zugang bei rund 0,5 MBit/s Schluss.
Nicht alle Anwendungen profitieren gleichermaßen
Zwar liefert ADSL 2+ auf dem Papier deutlich bessere Werte als die Vorgängertechnik, doch längst nicht alle Internetanwendungen profitieren davon. Bei manchen bedarf es auch einiger Tricks, um das Potential auszuschöpfen.
Das Surfen im Internet wird mit ADSL 2+ nicht merklich schneller. Zwar wandern die Daten in kürzerer Zeit zum Rechner, das Renderung der Website durch den Browser bleibt aber der Flaschenhals. Schon der Wechsel von 1 auf 6 MBit/s bringt keinen spürbar schnelleren Seitenaufbau.
Gleiches gilt auch für das Telefonieren übers Internet: Da ein Gespräch in beide Richtingen nur rund 80 KBit/s benötigt und diese bereits vom 1-MBit-Anschluss bereitgestellt werden, ist hier keine Verbesserung der Qualität zu erwarten. Auch wenn mehrere Anwender gleichzeitig telefonieren wollen, dürfte für einen normalen Haushalt der Upstream des 6-MBit-Zugangs locker ausreichen.
ADSL 2+ kann seine Vorteile immer dann ausspielen, wenn große Datenmengen in einem Stück bewegt werden müssen. Allerdings gibt es hier oftmals Hürden, die den Highspeed-Zugang ausbremsen: So begrenzen die Anbieter von Downloads häufig die Bandbreite pro Nutzer, um die zur Verfügung stehenden Ressourcen besser zu verteilen. Auch eine Überlastung kann der Grund für spärliche Datenraten sein.
Abhilfe schaffen hier Download-Manager, die eine große Datei in mehrere Teilsegmente aufteilen und diese parallel herunterladen. Zudem bieten sie die Möglichkeit, den Download nach einem Abbruch oder einer gewünschten Unterbrechung wieder aufzunehmen. ZDNet hat mehrere dieser Programme unter die Lupe genommen und für den Download zusammengestellt.
Zwar eröffnet ADSL 2+ theoretisch auch die Tür zum Streaming in HDTV-Qualität, in der Praxis ist davon allerdings bislang wenig zu sehen. Die meisten Anbieter wie Nachrichtenwebsite beschränken sich hier auf magere 300 KBit/s. Dies ist auf den enormen Bandbreitenbedarf von 8 bis 10 MBit/s zurückzuführen, den hochauslösende Bilder zur Folge haben. Wann sie in diesem Bereich etwas ändert, steht noch in den Sternen.
Ausblick
Der Umstieg auf ADSL 2+ bringt deutlich mehr Geschwindigkeit. Der höhere Downstream kommt allerdings vorwiegend bei größeren Downloads wirklich zum Tragen. Für viele Anwender dürfte jedoch der schnellere Upstream von bis zu 1 MBit/s genauso wichtig sein. Auf diese Weise lässt sich die Übertragung von Bildern oder sogar Videos auf Sharing-Websites wie Webshots.com oder Youtube deutlich verkürzen.
Zwar ist der Rollout von ADSL 2+ derzeit in vollem Gange, und es sind noch nicht alle DSL-Gebiete versorgt, der Nachfolger steht aber schon in den Startlöchern: Die Deutsche Telekom arbeitet bereits am Aufbau von VDSL, dessen Markteinführung im August erfolgen soll. Aufgrund der umfangreichen technischen Änderungen am Leitungsnetz muss das Unternehmen drei Milliarden Euro investieren.
Erstmals soll mit VDSL auch Fernsehen über das Internet (IPTV) eingeführt werden. Die Telekom hat sich dafür schon einmal die Rechte an der Bundesliga gesichert. Allerdings wird VDSL zunächst nur für Anwender in zehn Großstädten zur Verfügung stehen. Für viele dürfte ADSL 2+ bis auf weiteres der einzige Weg zu höheren Geschwindigkeiten sein.
Quelle: CNET Networks Deutschland GmbH/ZDNet.de und CNET.de