
Eric-Cartman
Threadstarter
- Dabei seit
- 22.06.2005
- Beiträge
- 8.644
- Alter
- 42


Der Streik bei der Telekom tritt nun in der vierten Woche in eine entscheidende Phase. Die Experten von Personalchef Thomas Sattelberger rechnen hinter den Kulissen eifrig an Modellen für eine Kompromisslösung.
Durch den Streik und die von ver.di verbreiteten Durchhalteparolen ist die Erwartungshaltung der betroffenen 50 000 Telekom-Beschäftigen, die in Service-Betriebe ausgelagert werden sollen, eher noch gestiegen. Weil der Telekom-Vorstand ihnen bei längeren Arbeitszeiten die Gehälter kürzen will, gehen sie auf die Barrikaden. ver.di-Bundesvorstand Lothar Schröder bezeichnet dieses Vorgehen als „unverschämtes Angebot“ und droht der Telekom mit langen Streiks, gegebenenfalls auch mit einer Verlängerung des Konflikts in die neuen Gesellschaften. Gleichzeitig ließ er aber auch anklingen, dass sich ver.di eventuell auf variable Einkommensbestandteile einlassen könnte, wenn die geplanten Kürzungen des Grundgehalts vom Tisch sind.
Schröder reagierte damit auf den Versuchsballon, den Sattelberger mit einer Erfolgsbeteiligung unlängst gestartet hatte – die Telekom als Risiko- und Chancengemeinschaft. In seiner eigenen Organisation soll Schröder jedoch mit seinen Einlassungen zurückgepfiffen worden sein. Dass sich mit ver.di-Chef Frank Bsirske bis hin zu DGB-Chef Michael Sommer mächtige Gewerkschafter in den Arbeitskonflikt einschalten, macht es für Schröder nicht einfacher.
Auch der Bund als Telekom-Großaktionär zieht im Hintergrund die Fäden. Damit bewegen sich die Tarifpartner auf einem höchst verminten Terrain. ver.di und die Telekom haben sich mit ihren Forderungen und Angeboten in eine Ecke manövriert aus der sie nur schwer wieder herauskommen, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Oberstes Ziel beider Parteien muss es sein, wieder am Verhandlungstisch Platz zu nehmen. „Wir wollen eine gemeinsame Lösung mit dem Tarifpartner“, beteuert Sattelberger.
Eine Eskalation des Konflikts bringt beiden Seiten am Ende voraussichtlich wenig. Wenn ver.di nicht nachgibt, droht den 50 000 Telekom-Beschäftigten eine wesentliche Verschlechterung der Konditionen. Die Telekom ihrerseits muss mit dem Aufbrechen von Arbeitskonflikten an anderer Stelle rechnen. Zur Verbesserung des Services würden demotivierte Mitarbeiter jedoch am allerwenigsten beitragen.
Schon in der übernächsten Woche könnte es für die betroffenen Mitarbeiter ernst werden. Dann sollen sie in formellen Schreiben über die Einordnung in neue Tarifverträge der künftigen Service-Gesellschaften informiert werden. Und diese enthalten deutlich schlechtere Konditionen als jenes Angebot, das die Telekom als „ausgewogen und fair“ bezeichnet, für ver.di aber unannehmbar ist.
Quelle: IDG Magazine Media GmbH/PC-WELT Online